Verehrte Muslime!
Muslime spenden einen bestimmten Teil ihres Vermögens an die Bedürftigen. Die Zakat ist das Minimum dieser Spenden. Sie reinigt die Seele und schenkt dem Mu’min Frieden. Im Koran heißt es: „Nimm von ihrem Vermögen eine Spende, um sie dadurch zu reinigen und zu läutern, und bete für sie.“ [1] Wer versucht, die Zakat zu umgehen, ist geizig. Wie unser Prophet berichtete, setzt Geiz den Menschen so sehr unter Druck, dass seine Psyche Schaden nimmt.[2] Das Eigentum desjenigen, der die Zakat zahlt, wird geschützt. Unser Prophet sagte: „Schützt eure Güter als seien diese aufbewahrt in festen Burgen, indem ihr darauf die Zakat gebt.“[3] Wer die Zakat nicht entrichtet, lässt sein Eigentum ungeschützt.
Im Koran wird dies in der Sure Kalam, Verse 17-33 an einem Beispiel erklärt: Ein aufrichtiger Mann besaß in der Nähe der Stadt Sanaa im Jemen einen Garten. Dieser brachte reiche Erträge. Zur Erntezeit verteilte der Mann sehr viel davon an Arme. Allah mehrte seinen Ertrag. Als der Mann starb, erbten seine drei Söhne den Garten. Diese beschlossen, niemandem mehr etwas abzugeben, da sie fürchteten, es werde nichts für sie übrig bleiben. Dafür wollten sie morgens unerkannt in den Garten gehen und die Erträge ernten. Doch Allah zerstörte den Garten in der Nacht, sodass er nicht mehr zu erkennen war. Die drei Brüder, die erkannten, dass Allah sie aufgrund ihrer schlechten Absichten strafte, bereuten es und wollten Buße tun, aber es war zu spät.[4]
Ein weiteres Beispiel nennt uns der Gesandte Allah: „Einst lebte ein Mann, in einer Umma vor euch. Er ging in der Wüste als er eine Stimme vernahm, die einer Wolke befahl, den Garten von jemandem zu bewässern. Dann sah er, dass die Wolke den Regen auf einem Steinfeld niederprasseln ließ. Erstaunt sah er, dass das Wasser einen Weg fand und abzufließen begann. Darauf verfolgte der Mann das Wasser. Das Wasser floss und erreichte den Garten eines Mannes. Er sah er einen Mann mit einer Schippe in der Hand auf das Wasser warten und als das Wasser eintraf, lenkte er es auf sein Feld um. Es war klar, dass dieser Mann wusste, dass das Wasser kommen würde, und darauf wartete. Der Fremde fragte: ‚O Diener Allahs, wie lautet dein Name?’ Der Mann nannte seinen Namen. Es war derselbe Name, dessen Garten die Wolke bewässern sollte, und der Mann fragte, weshalb der Fremde seinen Namen wissen wolle. Der Fremde erzählte die Geschehnisse und fragte, was er für den Garten tue. Der Eigentümer sagte: ‚Wenn du schon fragst, so will ich auch antworten. Ich bewirtschafte diesen Garten und wenn die Zeit gekommen ist, ernte ich die Erträge und teile sie in drei Teile. Ein Drittel verteile ich an Bedürftige, ein Drittel behalte ich für das Auskommen meiner Familie ein und ein Drittel gebe ich für die Ausgaben für den Garten aus.’“[5]
Liebe Geschwister!
Dies ist der Unterschied zwischen denen, die geben, und denen, die geizig sind. Die Zakat nicht zu geben, ist für einen Menschen sowohl in dieser Welt als auch im Jenseits eine schwere Last. Die Zakat verringert das Eigentum nicht. Deshalb sollten wir die Zakat und alle anderen Abgaben und Spenden gewissenhaft zahlen.
Schließen wir unsere Hutba mit dem folgenden Koranvers ab: „Und diejenigen, die mit dem knauserig sind, was Allah in seiner Huld ihnen gab, sollen nicht wähnen, es diene ihnen zum Guten: Nein, zum Bösen dient es ihnen. Als Kette sollen sie am Tag der Auferstehung um den Hals tragen, womit sie gegeizt hatten. Und Allahs ist das Erbe der Himmel und der Erde. Und Allah kennt wohl euer Tun.“[7]
Liebe Geschwister!
Wie ihr wisst, ist vor kurzem der bekannte muslimische Sportler Muhammad Ali gestorben. Muhammad Ali setzte sich für Gerechtigkeit ein wie kaum ein anderer. Er verweigerte den Kriegsdienst, weil er nicht einsah, warum er gegen Vietnamesen kämpfen sollte, die ihm nie etwas angetan hatten. Dafür kam er fünf Jahre ins Gefängnis und durfte nicht mehr boxen. Möge er in Frieden ruhen. Möge ihm Allah barmherzig sein.
[1] Sure Tawba, 9:103
[2] Muslim, Zakat, 98, Hadith Nr. 1021/3
[3] Tabarânî, Al-Mudscham al-kabîr, Riyad 1994, X, 128
[4] Vgl. Abû Hayyân al-Andalusî, Al-Bahr al-Muhît (Hrs. Sıdkı Muhammed Cemil), Beirut 1420, X, 241
[5] Muslim, Zuhd, 56. Hadith Nr. 2984; Ahmad b. Hanbal, II, 296
[6] Tirmizî, Birr, 135; Hadith Nr. 2029
[7] Sure Âli Imrân, 3:180