IGMG begrüßt Forderung nach Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung von Grundschülern

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Abdulhalim İnan, Bildung

„Wir begrüßen die Forderung von Bundesfamilienministerin Katarina Barley, einen Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung für Grundschulkinder zu verankern und das Ganztagsangebot auszubauen. Aus dem formellen Recht darf allerdings keine gesellschaftliche oder politische Pflicht werden, wie wir sie in der Kita-Integrationsdebatte erleben“, erklärt Dr. Abdulhalim İnam, Vorsitzender der Bildungsabteilung der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG). Dr. Abdulhalim İnam weiter:

„Eltern müssen frei darüber entscheiden können, ob sie Ganztagsangebote für ihre Grundschulkinder in Anspruch nehmen wollen. Dies setzt Angebote in ausreichender Zahl voraus. Zudem muss bei der Ganztagsbetreuung Qualität gewährleistet sein durch Aus- und Fortbildung der Betreuerinnen und Betreuer. Schließlich muss sie der zunehmenden Pluralität der Gesellschaft Rechnung tragen, um eine echte Alternative zur häuslichen Betreuung zu sein.

Es gibt Familienbiografien, in denen die Ganztagsbetreuung von Vorteil ist. So beispielsweise wenn das Kind Nachhilfe benötigt, es zu Hause aber nicht oder nur unzureichend unterstützt werden kann. Auf der anderen Seite kann die Ganztagsbetreuung zulasten der Muttersprache gehen, wenn das Kind zu wenig Zeit in familiärer Umgebung verbringt.

Die Forderung von Bundesfamilienministern Katarina Barley nach einem Rechtsanspruch auf Ganztagsangebote begrüßen wir. Ein Anspruch muss allerdings Wahlfreiheit für Eltern schaffen und nicht zu einem gesellschaftlichen oder politischen Zwang werden, Ganztagsangebote annehmen zu müssen, wie wir sie in der Kita-Debatte erleben, wo der Kita-Besuch inzwischen als Gradmesser für Integration herangezogen wird.

Eltern, die sich bewusst für oder gegen ein ganztägiges Angebot entscheiden, sind nicht bessere oder schlechtere Eltern. Die Entscheidung für oder gegen externe Kinderbetreuung ist eine individuelle und höchstpersönliche Entscheidung. Es spielen viele Faktoren – sprachliche, finanzielle, kulturelle oder religiöse – eine Rolle, als dass pauschal darüber geurteilt werden könnte. Nur so viel steht fest: Je besser und kultursensibler die Angebote sind, desto einfacher fällt es Eltern, eine längere Betreuung ihrer Kinder außer Haus in Anspruch zu nehmen.“