„Der Eingriff in die Religionsfreiheit an der Universität Würzburg ist nicht akzeptabel. Wir fordern eine öffentliche Entschuldigung und Wahrung der Rechte von religiösen Minderheiten an unseren Hochschulen“, erklärt Selçuk Çiçek, Vorsitzender der Studierendenorganisation der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG). Anlass ist ein islamfeindlicher Vorfall an der Universität Würzburg. Dort hatte die Politik-Professorin Gisela Müller-Brandeck-Bocquet eine Studentin aufgefordert, ihr Kopftuch abzunehmen; schließlich dürften auch männliche Studenten nicht mit Basecaps im Hörsaal sitzen. Selçuk Çiçek weiter:
„Mit großer Sorge registrieren wir eine wachsende Zahl islamfeindlicher Vorfälle an Hochschulen. Offenbar werden Ressentiments gegenüber Muslimen seit den Wahlerfolgen der AfD immer ungenierter ausgelebt und kundgetan. Es ist nicht akzeptabel, dass eine Professorin einer öffentlichen Universität unser Grundgesetz derart missachtet und die darin verbriefte Religionsfreiheit aushöhlt mit einem plumpen Basecap-Vergleich.
Eine Politik-Professorin an einer Hochschule sollte nicht nur den Wortlaut unseres Grundgesetzes kennen, sondern auch die Historie dahinter. Sie sollte in der Lage sein, zwischen einem Mode-Accessoire und einem Kopftuch oder einer jüdischen Kippa zu unterscheiden. Letztere werden aufgrund religiöser und persönlicher Überzeugungen getragen und sind Teil der persönlichen Identität.
Unser Land ist von Einwanderung geprägt. Bei uns leben Menschen mit unterschiedlichen Kulturen, Traditionen, Religionen und Sprachen. Vor allem unsere Hochschulen sind europaweit vernetzt durch Austauschprogramme wie Erasmus und Hort der persönlichen und geistigen Vielfalt. Sie sind Plattform für Integrität, Verständnis und Austausch. Dies zu bewahren und zu fördern ist in Zeiten von zunehmendem Nationalismus und politischem Populismus in unser aller Interesse.
Vorfälle wie an der Universität Würzburg sind nicht akzeptabel. Wir fordern eine öffentliche Entschuldigung von Professorin Müller-Brandeck-Bocquet und ein Bekenntnis der Universität Würzburg zur Wahrung der Rechte von religiösen Minderheiten – ganz im Sinne unseres Grundgesetzes, nicht mehr und nicht weniger.“