Verehrte Muslime!
Heute findet die Nacht der Nachtreise (Isrāʾ) und der Himmelreise (Miʿrādsch) statt, welche zwei der größten Wunder unseres Propheten (saw) sind. Seine nächtliche Reise vom Masdschid al-Harâm in Mekka zur Aksâ-Moschee in Jerusalem in einer einzigen Nacht wird „Isrâ“ genannt. Den Aufstieg in den Himmel nennt man „Mirâdsch“. Im ersten Vers der Sure Isrâ wird die Nachtreise wie folgt beschrieben: „Gepriesen sei der, der seinen Diener des Nachts von der unverletzlichen Moschee zur fernsten Moschee führte, deren Umgebung wir gesegnet haben, um ihm einige von unseren Zeichen zu zeigen. Wahrlich, er ist der Hörende, der Schauende.“[1] Über die Himmelfahrt unseres Propheten steht im Koran: „Der überaus Weise, aufrecht stand er da am höchsten Horizont. Dann näherte er sich und kam nahe. Bis auf zwei Bogen(schüsse) entfernt oder noch näher. Und offenbarte seinem Diener, was er zu offenbaren hatte.“[2]
Nach sunnitischem Glauben erfolgten Isrâ und Mirâdsch in wachem Zustand, mit Leib und Seele. Dieses große Wunder fand ungefähr anderthalb Jahre vor der Hidschra in der 27. Nacht des Monats Radschab statt. Es war eine schwierige Zeit für den Propheten und die kleine muslimische Gemeinschaft. Die Unterdrückung durch die Mekkaner hatte ihren Höhepunkt erreicht. Unser Prophet hatte zwei seiner wichtigsten Unterstützer verloren: seine Ehefrau Hadîdscha und seinen Onkel Abû Talib.
Liebe Geschwister!
In einer Zeit der größten Beschwernis unterstützte und tröstete Allah unseren Propheten mit dem Isrâ und dem Mirâdsch. Zugleich sollten diese Wunder den Ungläubigen jede Hoffnung auf Erfolg nehmen. Unser Prophet berichtete detailliert von seinen Erlebnissen während der Nacht- und Himmelsreise. Er schilderte, wir er als Imam aller vorigen Propheten das Gebet verrichtet hat. Unser Prophet hat in dieser Nacht eine Vielzahl von Gaben erfahren, die den anderen Propheten nicht zuteil wurden. Er erhielt unmittelbar von Allah Offenbarungen. In dieser Nacht wurde ihm und den Muslimen das fünfmalige Gebet geschenkt. Außerdem überbrachte er den Muslimen die frohe Botschaft, dass allen, die Reue zeigen, vergeben wird.
Verehrte Muslime!
Welche Bedeutung haben Isrâ und Mirâdsch heute für uns? Zuerst einmal sollten wir dem Beispiel Abû Bakrs (r) folgen. Als die Mekkaner von den Ereignissen hörten, verleugneten sie unseren Propheten. Doch der Glaube Abû Bakrs (r) war felsenfest. Deshalb trägt er den Beinamen „as-Siddîk“, der Treue. Seinem Beispiel folgend glauben wir an alles, was uns der Prophet berichtet hat.
Weiterhin achten wir in dieser Mirâdsch-Nacht darauf, unsere Gebete zu verrichten, angefangen bei den täglichen Gebeten, die uns in dieser Nacht geschenkt wurden. Wir kehren in uns und machen uns unsere Fehler bewusst. Nur dann wird uns auch vergeben werden. Außerdem glauben wir aufrichtig daran, dass allein Allah unser Herr ist. Wir beugen uns niemandem außer ihm und verlieren niemals die Hoffnung. Als wahre Gläubige stehen wir zu unserem Glauben. Wenn wir das tun, haben wir die Wunder der Nachtreise und Himmelfahrt verstanden. Möge Allah, der Allmächtige, uns zu den Verständigen zählen!
[1] Sure Isrâ, 17:1
[2] Sure Nadschm, 53:6-10
Der Beitrag Hutba: Miradsch und Isrâ – Welche Bedeutung haben sie für uns? erschien zuerst auf Islamische Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG).