„Angesichts verstörender Bilder aus dem Gaza kommt der Ramadan zur rechten Zeit. Er wird uns helfen, Geist und Körper zu stärken, zu reifen und zu sensibilisieren für die Belange der Hilfsbedürftigen rund um den Globus, ob in Myanmar, Kaschmir oder Palästina“, erklärt Kemal Ergün, der Vorsitzende der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG) anlässlich des bevorstehenden Fastenmonats Ramadans. Ergün weiter:
„Die brutalen Bilder an der Grenze zum Gazastreifen haben uns bestürzt und in tiefe Trauer versetzt. Das Vorgehen der israelischen Regierung ist fernab jedweder Angemessenheit, die US-amerikanische Politik ist geprägt von Verantwortungslosigkeit und purer Provokation. Die Gewalt gegen unschuldige Zivilisten, gegen Frauen und Kinder verurteilen wir auf das Schärfste. Sie trägt nicht zur Befriedung des Konflikts bei, sondern gießt weiteres Öl ins Feuer.
Es schmerzt sehr, mit ansehen zu müssen, unter welchen Umständen Palästina das bevorstehende Fastenmonat Ramadan empfangen wird. Der Ramadan ist ein Monat der Barmherzigkeit, des Teilens, der Vergebung und Teilhabe. Das Leid des palästinensischen Volkes ist unser Leid. Wir fühlen und trauern mit ihnen in tiefster Verbundenheit.
Deutschland, Frankreich, Großbritannien, alle EU-Staaten, die Staaten Asiens und Afrikas sind aufgerufen, sich mit dem palästinensischen Volk uneingeschränkt zu solidarisieren. Sie müssen die menschenrechtswidrige Gewalt gegen Zivilisten in aller Deutlichkeit verurteilen und Maßnahmen ergreifen.
Wir wollen und werden uns nicht an die verstörenden Bilder gewöhnen, die rund um den Globus gehen: Tote, Verletzte, Leid und Schmerz auf der einen Seite, pompöse Feierlichkeiten und Applaus auf der anderen Seite. Diese Bilder widersprechen unserem Menschenbild diametral. Sie werden als dunkle Schandflecken internationaler Ohnmacht und kollektives Versagen in die Geschichte eingehen.
Muslime auf der ganzen Welt werden im bevorstehenden Ramadan für die Hilfsbedürftigen –für das palästinensische Volk, für die Rohingya oder für die Menschen in Kaschmir beten. Wir werden die bedeutendste Zeit des Jahres nutzen, um im Herzen und in Gedanken bei ihnen zu sein, mit ihnen zu fühlen und an ihrem Schmerz teilzuhaben.
Denn das Fasten im Ramadan ist viel mehr als der Verzicht auf weltliche Genüsse oder als bloßes Hungern. Das Fasten und das Gebet gehören zu den höchsten und schönsten Formen der Hingabe zu Allah. Sie versetzen Gläubige zumindest in Umrissen in die Situation von mehreren hundert Millionen Menschen auf der Erde, die täglich Armut, Leid und Schmerz erleiden. Der Ramadan stärkt, reift und sensibilisiert Geist und Körper, steigert die Fähigkeit für Empathie. Diese Chance gilt es zu nutzen.
Deshalb wollen wir auch in diesem Ramadan Bedürftige, Waise und unsere Nachbarn an unseren gedeckten Tischen geschwisterlich teilhaben lassen, sie in unsere Gebete einschließen und sie in unseren Herzen tragen. Wir wollen mit ihnen die wundervollen Momente des Ramadans gemeinsam begehen und erfahren – egal ob sie in Asien, Amerika oder Afrika sind. Möge Allah unser Fasten und unsere Gebete annehmen, uns Segen und Barmherzigkeit schenken und Frieden bringen. Ich wünsche allen Muslimen rund um den Globus einen gesegneten Ramadan.“
Der Beitrag Ramadan ist Teilhabe und Empathie erschien zuerst auf Islamische Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG).