Verehrte Muslime!
In dieser Woche jährt sich der Völkermord von Srebrenica zum 23. Mal. Am 11. Juli 1995 wurde mitten in Europas ein schreckliches Massaker verübt: Srebrenica wurde zum Schauplatz des grausamsten Verbrechens gegen die Menschheit seit dem zweiten Weltkrieg. 23 Jahre sind seitdem vergangen, die Trauer sitzt immer noch tief.
Jedes Jahr aufs Neue gedenken wir mit allen Bosniern dieses Verbrechens. Vor allem die Frauen aus Srebrenica durchleiden den schmerzlichen Verlust ihrer ermordeten Kinder und Ehemänner von Neuem. Noch heute werden Opfer des Massakers aus Massengräbern exhumiert. Hunderte sind nicht identifiziert oder gelten bis heute als vermisst.
Liebe Geschwister!
Das schreckliche Verbrechen von Srebrenica bleibt ein Schandfleck der Geschichte. In dieser einstmals schönen, für ihren Rohstoffreichtum bekannten Gegend sind die Spuren der grausamen Vergangenheit weiterhin präsent. Jedes Jahr, am 11. Juli, kommen dort Menschen aus aller Welt zum „Mars Mira“, zum Friedensmarsch, zusammen, um des Völkermordes an den Muslimen zu gedenken. Auf dem „Weg des Todes“ folgen sie den Spuren der Opfer.
Verehrte Muslime!
Die damalige Weltgemeinschaft hat der jahrelangen Belagerung von Sarajevo und dem sich anbahnenden systematischen Völkermord an den bosnischen Muslimen tatenlos zugesehen. Aus den vermeintlichen „UN-Schutzzonen“ wurde eine brutale Todeszone für unschuldige Menschen.
Liebe Geschwister!
Trotz dieser Verbrechen haben unsere bosnischen Geschwister in diesem Krieg keineswegs verloren. Dadurch, dass sie sich auch im Krieg an Recht und Ordnung gehalten haben, sind sie die wahren Sieger. Alija Izetbegovic lehnte Gewalt und Unrecht strikt ab. Damit wurde er zu einem herausragenden Beispiel für die moralischen Maßstäbe des Islams. So sagte er einmal: „Ein ehrenvoller Niedergang ist besser als ein ehrenloser Sieg.“ In der Haltung Izetbegovics spiegelt sich der folgende Koranvers wider: „Diejenigen, zu denen die Leute sagten: ‚Passt auf! Die Leute haben sich bereits gegen euch zusammengeschart: Nehmt euch vor ihnen in acht!’ Diese wurden im Glauben nur stärker und sprachen: ‚Uns genügt Allah. Er ist unser bester Garant!’”[1]
Verehrte Muslime!
Srebrenica ist ein Mahnmal für das Ausmaß, das Grausamkeit, Rassismus und
Hass annehmen können. Die Menschheit ist dazu angehalten, tief über die Ereignisse in Srebrenica nachzudenken und Lehren daraus zu ziehen. Srebrenica darf nicht vergessen werden.
Lasst uns die Hutba mit den Worten Alija Izetbegovics beenden, der einmal sagte: „Vergesst den Völkermord nicht, denn vergessene Völkermorde werden wiederholt.“
Mögen derartige Taten sich niemals wiederholen! Möge Allah allen Verstorbenen Barmherzigkeit zuteilwerden lassen. Âmîn.
[1] Sure Âli Imrân, 3:173
Hutba-Der Völkermord von Srebrenica
Der Beitrag Hutba: Der Völkermord von Srebrenica erschien zuerst auf Islamische Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG).