Verehrte Muslime!
Der Mensch, dessen Leben im Islam heilig ist, ist das würdevollste Geschöpf Allahs. Alle Menschen teilen einen Lebensraum, die Erde. Hier hat jeder das Recht, unabhängig von Religion, Sprache und Herkunft von den Gaben der Welt zu profitieren. Dieses Recht zu respektieren und sich allen Arten von Ungerechtigkeit entgegen zu stellen, gehört zum Muslimsein dazu.
Liebe Geschwister!
Der Mensch ist ein soziales Wesen. Um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten, steht er in ständigem Kontakt und Austausch mit anderen. Dieses Verhältnis führt zu einer rechtlichen Beziehung zwischen den Menschen. Wir Muslime sind bemüht, überall ein Symbol für Recht und Gerechtigkeit zu sein.
Ethische Werte sind Grundlage und Garantie der Gesellschaft, die unbedingt zu beachten sind. Ein Beispiel: Ungerechte Einnahmen durch falsche Aussagen zu erzielen bedeutet heutzutage, unrechtmäßig aus Sozialfonds zu profitieren, also das öffentliche Recht sowie das Recht der Bedürftigen zu verletzen. Der Koran warnt uns davor: „Bringt einander nicht betrügerisch um Hab und Gut, und bestecht damit nicht die Richter, um einen Teil des Vermögens der Leute widerrechtlich an euch zu bringen, obwohl ihr es (besser) wisst.“[1]
Verehrte Muslime!
Muslime handeln so wie es ihre Werte erfordern, und zwar mit Empathie, gemäß dem Prinzip: Was du nicht willst, dass man dir tut, das füge auch keinem anderen zu. Es ist unsere Aufgabe, Vorbilder in unserer Umgebung zu sein, indem wir uns an die Vorgaben der öffentlichen Ordnung und des öffentlichen Rechtes halten.
Liebe Geschwister!
Eines Tages fragte unser Prophet seine Gefährten: „Wisst ihr, wer wirklich ruiniert ist?“ Sie antworteten: „Als ruiniert bezeichnen wir jemanden, der kein Geld oder Vermögen hat.“ Unser Prophet erklärte jedoch: „Ruiniert ist folgender Mensch: Am Tag der Auferstehung kommt er mit dem Gotteslohn für das Gebet, Fasten und die Zakat. Aber da er Andere beleidigte, sie des Ehebruchs beschuldigte, sich ihr Vermögen einverleibte, sie schlug und ihr Blut vergoss, wird der Gotteslohn für seine Taten an diese verteilt. Und wenn sein Gotteslohn vor dem Recht der Menschen getilgt ist, dann werden die Sünden der Benachteiligten auf ihn geladen und er endet in der Hölle.“[2]
Wir müssen uns auf den Jüngsten Tag vorbereiten. Den Tag, an dem der Mensch vor seinen Eltern, seinen Geschwistern, Kindern und Ehepartner fliehen wird. Die Welt ist für einen Muslim das Saatfeld des Jenseits. Also müssen wir nach Wegen suchen, um Allahs Wohlwollen zu erreichen, ohne uns dabei von dieser Welt täuschen zu lassen und ohne Abstriche zu machen in unserer Beziehung zu Allah und unserem Verständnis von Gerechtigkeit.
Möge Allah uns zu jenen gesellen, deren Gesichter an jenem Tag leuchten und lachen werden. Âmîn.
[1] Sure Bakara, 2:188
[2] Muslim, Birr, 15, Hadith Nr. 2581
Der Beitrag Hutba: Öffentliches Recht erschien zuerst auf Islamische Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG).