Verehrte Muslime!
Wir befinden uns im Muharram, dem ersten Monat des islamischen Kalenders. Dieser Monat gehört zu den vier sogenannten „geschützten Monaten“. Im Koran heißt es dazu: „Siehe, die Zahl der Monate bei Allah beträgt zwölf, gemäß dem Buche Allahs, seit dem Tage, an dem er die Himmel und die Erde erschuf. Davon sind vier geschützt. Das ist das ewig gültige Gesetz. Darum versündigt euch darin nicht“[1] Allahs Gebote sind also immer und überall gültig, und die geschützten Monate gelten als „heilig“. Das bedeutet: Gute oder schlechte Taten darin werden mehrfach belohnt oder bestraft.[2]
Damit wir diesen Monat in bester Weise nutzen können, sollten wir wissen, wie unser Prophet ihn verbrachte. In einem Hadith heißt es: „Nach den Pflichtgebeten ist das segensreichste Gebet das in der Nacht verrichtete Gebet. Nach dem Fasten im Ramadan ist das segensreichte das Fasten im Monat Allahs, dem Muharram.“[3] In einer anderen Überlieferung sagt unser Prophet: „Wenn du nach dem Ramadan fasten möchtest, faste im Monat Muharram, denn er ist ein Monat Allahs. In ihm befindet sich ein solcher Tag, an dem Allah die Reue eines Volkes annahm und sagte, dass er einer weiteren Gemeinschaft vergeben kann.“[4]
Liebe Geschwister!
Der wichtigste Tag im Muharram ist der morgige Aschûra-Tag. Es heißt, dass an diesem Tag das Volk des Propheten Mûsâ (a) vor dem Heer des Pharaos gerettet wurde. Außerdem strandete an diesem Tag das Schiff des Propheten Nûh (a) auf dem Berg Dschûdi und wurde vor der Sintflut gerettet. Beide Propheten fasteten am Aschûra-Tag aus Dankbarkeit.[5] Diese Tradition wurde auch von den mekkanischen Polytheisten und den medinensischen Juden und Christen fortgeführt.
Im Islam war das Fasten am Aschûra-Tag verpflichtend, noch vor dem Fasten im Ramadan. Erst später wurde es zur Sunna.[6] Ibn Abbâs (r) überlieferte: „Der Prophet fastete am Tag von Aschûra und empfahl, (seinen Gefährten) an diesem Tag zu fasten.“[7] Als er nach der Bedeutung dieses Fastens gefragt wurde, antwortete er: „Es gilt als Sühne für die Sünden eines vergangenen Jahres.“[8] Außerdem legte er uns nahe, zusätzlich zum Aschûra-Tag einen weiteren Tag davor oder danach zu fasten. Wer also heute nicht fastet, kann morgen und am Sonntag fasten.
Verehrte Muslime!
Aschûra ist auch ein Tag der Trauer. An diesem Tag wurden Husayn (r) und seine Familie in Kerbela ermordet. Während wir einerseits der Befreiung der Propheten Nûh (a) und Mûsâ (a) gedenken, dürfen wir unsere Geschwister in Syrien, Myanmar und Ostturkestan nicht vergessen, die ebenfalls unterdrückt werden. Das Mindeste sind unsere Gebete und Spenden.
Möge Allah uns ermöglichen, den Aschûra-Tag und den Monat Muharram mit guten Taten und Ibâdas zu verbringen. Âmîn.
[1] Sure Tawba, 9:36
[2] Vgl. Tafsîr at-Tabarî, Exegese des Verses 9:36; Vgl. auch Ibn Radschab al-Hanbalî, Latâif al-Maârif, 2014, S. 222
[3] Muslim, Siyâm, 38, Hadith Nr. 1163
[4] Tirmizî, Sawm, Hadith Nr. 741
[5] Vgl. Masnad Ahmad, Hadith Nr. 8717
[6] Weitergehende Informationen zum Thema Aschûra siehe Ibn Radschab al-Hanbalî, Latâif al-Maârif, 2014, S. 77-136
[7] Buhârî, Savm, 69; Muslim, Siyâm, 127, 128
[8] Muslim, Siyâm, 197
Hutba-Den Aschûra-Tag verstehen
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