Macron hat eine Chance verpasst

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„Die Rede von Emmanuel Macron ist Wasser auf die Mühlen von Islamfeinden. Der Staatspräsident hat leider eine Chance verpasst – und Schaden angerichtet“, so der Vorsitzende der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG), Kemal Ergün. Anlass ist die Rede des französischen Staatspräsidenten Emmanuel Macron am 2. Oktober 2020. Ergün weiter:

„Die Rede des französischen Staatspräsidenten Emmanuel Macron hat den Islam als Religion und damit auch Musliminnen und Muslime unter Generalverdacht gestellt, sie kollektiv in die Nähe des Extremismus und Terrorismus gerückt. Das ist Wasser auf die Mühlen von Islamfeinden. Stattdessen hätte er mit einer konstruktiven Sprache den Zusammenhalt der Gesellschaft stärken müssen.

Niemand hat etwas dagegen, dass Probleme beim Namen genannt werden. Es wäre jedoch wünschenswert gewesen, wenn der Staatspräsident nicht mit pauschalen Unterstellungen hantiert und Einzelfälle nicht derart hochstilisiert hätte, als handele es sich um flächendeckende Probleme.

In der Rede zu kurz gekommen ist demgegenüber die mangelnde Chancengleichheit der muslimischen Bürgerinnen und Bürger im Land. Wie Studien belegen, gibt es in Frankreich ein massives Rassismusproblem. Musliminnen und Muslimen werden in zahlreichen Bereichen des Lebens systematisch ausgeschlossen. Sie können nicht teilhaben am gesellschaftlichen Leben, werden zunehmend an den Rand gedrängt. Wünschenswert wäre es gewesen, wenn Macron in seiner Rede auch diese Probleme angesprochen hätte. Insofern hat er eine Chance verpasst. Macron hätte einen konstruktiven Beitrag leisten können, statt bestehende Vorurteile über Menschen zu schüren, die ohnehin Diskriminierungen und Ausgrenzungen ausgesetzt sind.

Es bleibt zu hoffen, dass die angekündigte Gesetzesvorlage nicht an dem Tenor der Rede haften bleibt, sondern auch die mangelnde Chancengleichheit und den institutionell verankerten Rassismus im Land in den Blick nimmt.“

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